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Fast 300 Euro mehr im Monat: Was eine Steuersenkung heimischen Vollzeitkräften brächte

Aktuelle Zahlen zeigen: Trotz Abschaffung der kalten Progression hat Österreich weiter eines der unattraktivsten Steuersystem für die Arbeitnehmerschaft. Das verschärft auch den Arbeitskräftemangel, weil sich das Aufstocken für Teilzeitkräfte finanziell kaum lohnt.

Trotz der Abschaffung der kalten Progression hat Österreich weiter eines der für Arbeitnehmer unattraktivsten Steuersysteme in Europa. Das zeigt der alljährliche OECD-Vergleich, der dieser Tage für das Jahr 2023 erstellt wurde. Demnach weist Österreich bei der Steuer- und Abgabenquote erneut den dritthöchsten Wert auf. Die Abgabenlast eines durchschnittlichen alleinstehenden Arbeitnehmers liegt bei 47,2 Prozent. Nur Belgien (52,7 Prozent) und Deutschland (47,9 Prozent) weisen noch höhere Belastungsquoten auf.

Basierend auf diesen Zahlen hat die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria die konkreten Auswirkungen für einen heimischen Durchschnittsverdiener (4077 Euro brutto pro Monat) berechnet. Hätte Österreich dieselbe Steuer- und Abgabenbelastung wie etwa der Wohlfahrtsstaat Dänemark, blieben dieser heimischen Vollzeitkraft 165 Euro netto im Monat mehr übrig. Im Falle von Schweden wären es gar 289 Euro mehr im Monat, also knapp 3500 Euro pro Jahr. Die Agenda Austria hat bei dieser Berechnung auch die Sonderzahlungen (13./14. Gehalt) berücksichtigt sowie den Umstand, dass speziell in nordischen Ländern Versicherungsleistungen für Pensionen oder Arbeitslosigkeit teils privat (und nicht über die Arbeitskosten) geleistet werden. Das führte dazu, dass die Niederlande im Gegensatz zum OECD-Ranking beim Agenda-Vergleich schlechter abschneiden und Österreich damit nur den vierthöchsten Belastungswert im internationalen Vergleich aufweist.

Die Abschaffung der kalten Progression sei zwar wichtig gewesen, reiche aber nicht aus, um das österreichische Abgabensystem attraktiv zu machen. Das folgert Agenda-Austria-Ökonom Dénes Kucsera aus den aktuellen Zahlen. Dies sei umso gravierender, als allerorts Personalmangel herrsche, während die durchschnittliche Arbeitszeit in Österreich immer weiter sinke. Eine Entwicklung, die auch das Steuersystem befördere, weil die Lohnsteuersätze schon bei durchschnittlich verdienenden Vollzeitkräften zu hoch seien.

Für Teilzeitkräfte zahle es sich deshalb finanziell oft nicht aus, mehr zu arbeiten und Stunden aufzustocken. Eine Steuerentlastung müsste deshalb vorrangig mittlere, aber auch höhere Einkommen umfassen, damit es sich wieder rentiere, Vollzeit zu arbeiten, so der Ökonom der Agenda Austria.

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KOMMENTARE (1)

Dieter Lukesch

Eine Gegenüberstellung aller Sozialleistungen, die in Österreich gezahlt werden, mit jenen in den anderen EU-Staaten, wäre auch sehr aufschlussreich.
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